am 11.2.2023 treffen wir uns zum ersten Mal in Präsenz. Damit möchten wir unser Netzwerk erweitern, damit wir als Empowerment-Gruppe Schwarzer muslimischer Frauen* mehr Frauen* erreichen. Wir werden uns austauschen, netzwerken und gemeinsam diskutieren. Kommt zahlreich ins Afrotopia (Biedermannplatz 19) nach Hamburg und teilt die Einladung bitte! Bringt auch gern Menschen mit, wenn sie selbst nicht muslimisch und/oder Schwarz sind.
Salam und moinjour liebe Schwarze muslimische Frauen*,
inzwischen treffen wir uns regelmäßig einmal im Monat online. Wenn du die Einladung direkt erhalten möchtest, melde dich einmalig per Mail an und werde ein Teil unserer Gruppe.
Schwarze muslimische Frauen* jedes Alters, jedes formalen Bildungsstandes, jeder islamischen Glaubensrichtung sind willkommen. Es ist nicht wichtig, ob du praktizierende Muslima bist, solange du dich selbst als Muslima identifizierst. Der Raum ist als LGBTIQ+ freundlich gedacht, aber kein expliziter safer Space für queere Schwarze Muslim*innen.
Meld dich an und lerne uns kennen: intersektional.deutsch@web.de
Geplant sind mehrere Online-Treffen, die uns inshallah empowern und als Community zusammenwachsen lassen! Im Oktober/November wollen wir dann in Hamburg eine Podiumsdiskussion veranstalten, um unsere Themen selbst zu setzen und miteinander auszuhandeln.
Seid dabei! Lasst uns unseren Empowerment-Raum für Schwarze Muslima ausweiten, damit muslimisches Leben innerhalb der Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Communities sichtbar wird!
Kontaktiert und auf Instagram (@intersektional.deutsch) oder schreibt uns per Mail (intersektional.deutsch_at_web.de).
Um der Initiative auf die Sprünge zu helfen, habe ich einen Instagram-Account eröffnet: @intersektional.deutsch
So können wir uns noch unmittelbarer an Debatten beteiligen.
Meine erste Amtshandlung: #MeinTuchGehörtMir. Dieser steht im Zusammenhang mit der Schule der Folgenlosigkeit, initiiert von Friederich von Borries.
Der # besagt: Niemand hat das Recht, persönliche Angelegenheiten einzelner Frauen* zu öffentlichen Themen zu machen. Ob eine Frau* ein Kopftuch trägt oder nicht, es immer wieder ablegt oder nur in bestimmten Situationen aufsetzt, geht niemanden etwas an. Nur die Frau* selbst weiß, warum sie* es trägt oder nicht trägt und sie* ist niemandem eine Erklärung dafür schuldig. Egal, welche Bilder auf kopftuchtragende Frauen* von außen projiziert werden: Wir müssen diesem Bild nicht entsprechen und uns nicht erklären.
Wer ist eigentlich die Initiatorin dieser Initiative für Intersektionalität?
Mein Name ist Tina Banze.
Ich wurde 1989 in der DDR als Schwarze Deutsche geboren und habe bis zu meinem Abitur in einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt gelebt. Anschließend studierte ich an der Uni Leipzig Romanistik. Nach meinem Master stellte ich auf dem Arbeitsmarkt fest, dass ein geisteswissenschaftliches Studium zwar Spaß, aber wenig Geld einbringt. Also beschloss ich, Lehrerin zu werden und erlangte folglich erst berufsbegleitend die BAMF-Zulassung zur Lehrkraft für Deutsch als Zweitsprache und studierte später Soziale Arbeit an einer Fernhochschule (Bachelor) und an der ASH Berlin (Master).
Ich war nach meinem Abitur selten lange an einem Ort, lebte in verschiedenen Ländern. In diesen stets sehr unterschiedlichen Settings fand ich immer mehr zu mir und wurde mir der Tatsache bewusst, dass ich nirgendwo so richtig hinpasse. Ich war schon immer gezwungen, intersektional zu denken und zu handeln und stieß damit allzu oft an. Für eine deutsche Person mit Hochschulabschluss mag vieles möglich sein, aber wie sieht es aus, wenn es sich dabei um eine cis Frau im gebärfähigen Alter handelt?
Nun bin ich jedoch mehr als „nur“ eine Frau und laufe daher Gefahr, Diskriminierung aufgrund anderer persönlicher Merkmale zu erfahren. Ich bin
Schwarz
ostdeutsch
Arbeiter*innenkind
Muslima
Konvertitin ohne familiären oder traditionellen Bezug zum Islam
Kopftuchträgerin
Mutter
geschieden
alleinerziehend
Ich sehe mich als muslimische Feministin und lehne Diskriminierungen ab, arbeite also auch daran, mir meiner eigenen Handlungen als Diskriminierende bewusst zu werden, denn ich besitze auch enorm viele Privilegien. Diese einzusetzen, um weniger privilegierten Menschen Partizipationsmöglichkeiten einzuräumen, ist mein Ziel, denn ich bin auch
Arbeitnehmerin und dadurch finanziell abgesichert
alphabetisiert in der Sprache des Landes, in dem ich lebe
Universitätsabsolventin
kein Mensch, welcher in dieser Gesellschaft aufgrund physischer oder psychischer Normabweichungen behindert wird / als Mensch mit Behinderung problematisiert wird
heterosexuell
geschlechtlich in einer binären Kategorie verortet
Genossenschaftsmitglied und damit unkündbare Nutzerin meiner Wohnung
nicht obdachlos
deutsch und damit privilegiert mit Blick auf die Vergabe von Visa und Reisefreiheiten
deutsch und damit wahlberechtigt in dem Land, in dem ich lebe
deutsch und damit Inhaberin vieler Rechte in Deutschland
Ich habe es satt, nie mitgedacht zu werden oder andere Menschen nicht mitgedacht zu erleben.
Daher suche ich euch! Lasst uns zeigen, dass wir da sind mit allem, was uns ausmacht.
Dabei meine ich weniger Aspekte meines persönlichen Charakters, sondern Diversity-Merkmale.
Ich möchte mich mit euch vernetzen, um Themen zu bearbeiten, die explizit Schwarze deutsche muslimische Feminist*innen betreffen. Lasst uns gemeinsam diese Gesellschaft mitgestalten, anstatt uns in Opferrollen drängen zu lassen, denn wir sind mehr als Mitglieder der Kategorien, in welche wir gesteckt werden.
Das Ziel der Initiative intersektional deutsch ist es, im Inklusions- und Diversity-Diskurs auf intersektionale Verwobenheiten aufmerksam zu machen sowie Impulse zu setzen, um die Bedeutung intersektionalen Handelns und Denkens hervorzuheben und von Mehrfachdiskriminierung potentiell betroffenen Menschen ein Empowerment-Forum zu bieten.
Die Initiative intersektional deutsch versteht sich als Schutz- und Aktionsraum für Menschen, die in Deutschland von Mehrfachdiskriminierungen bedroht sind.
Dabei sollen folgende Funktionen und Ziele unser Handeln prägen:
Vernetzung und Empowerment mehrfachdiskriminierter Personen untereinander
Austauschforum für Themen rund um Intersektionalität, um sich gemeinsam Fach- und Hintergrundwissen anzueignen
Vernetzung mit Akteur*innen anderer diskriminierungskritischer Initiativen
durch vielfältige Aktionen öffentlich auf die Belange mehrfachdiskriminierter Personen aufmerksam machen
Erarbeitung und Veröffentlichung von Stellungnahmen zu aktuellen Problemlagen
Der Begriff Intersektionalität wird erstmals von Kimberlé Crenshaw in den 1980er Jahren im Kontext des Schwarzen Feminismus verwendet, um auf die besonderen Belange Schwarzer Frauen* im Diskriminierungsdiskurs und der diskriminierenden Praxis aufmerksam zu machen (Crenshaw, 2019). Sie beschreibt, wie Menschen, welche von mehr als einer Form der Diskriminierung betroffen sind, Nachteile erfahren, welche durch eine eindimensionale Analyse fester Kategorien – nur das Schwarzsein oder nur das Frausein -, nicht greifbar sind. Intersektionalität ist daher ein Analyseinstrument, um die Verschränkung mehrerer Diskriminierungsmerkmale und deren Wirkungen zu untersuchen. Bei der Betrachtung der Wechselwirkungen kristallisieren sich eigene Dynamiken heraus, welche durch ein reines Addieren der Diskriminierungsmerkmale nicht sichtbar würden (Crenshaw, 2019).
Max Czollek erweitert das gängige Verständnis des Begriffes Intersektionalität, indem er nicht nur auf die miteinander verschränkten Diskriminierungsformen verweist, sondern auch auf die Privilegien blickt, welche Handlungsräume erschließen lassen. Er spricht von einer komplexen Intersektionalität (Czollek, 2020: 163).
Wir möchten mit der Initiatiave intersektional deutsch unsere intersektionalen lebensweltlichen Erfahrungen reflektieren und diese in den Vordergrund stellen, um darauf aufmerksam zu machen, dass viele Menschen gleichzeitig von mehreren Diskriminierungsformen bedroht sein können und gleichzeitig mehreren Communities angehören können. Unter Intersektionalität verstehen wir die Gleichzeitigkeit und Verschränkung verschiedener Diskriminierungsformen, welche dadurch eigene Dynamiken entwickeln.
Literatur:
Crenshaw, Kimberlé (2019 / [1989]). Das Zusammenrücken von Race und Gender ins Zentrum rücken. Eine Schwarze feministische Kritik des Antidiskriminierungsdogmas, der feministischen Theorie und antirassistischer Politiken (1989). In N. A. Kelly (Hrsg.), Schwarzer Feminismus. Grundlagentexte (S. 145-186). Münster: Unrast.
Czollek, Max (2020). Gegenwartsbewältigung. München: Hanser.
Hasters, Alice (2020 / [2019]). Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten. 6. Auflage. München: hanserblau.
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