über die Initiative intersektional deutsch

Wozu die Initiative?

Das Ziel der Initiative intersektional deutsch ist es, im Inklusions- und Diversity-Diskurs auf intersektionale Verwobenheiten aufmerksam zu machen sowie Impulse zu setzen, um die Bedeutung intersektionalen Handelns und Denkens hervorzuheben und von Mehrfachdiskriminierung potentiell betroffenen Menschen ein Empowerment-Forum zu bieten.

Die Initiative intersektional deutsch versteht sich als Schutz- und Aktionsraum für Menschen, die in Deutschland von Mehrfachdiskriminierungen bedroht sind.

Dabei sollen folgende Funktionen und Ziele unser Handeln prägen:

  • Vernetzung und Empowerment mehrfachdiskriminierter Personen untereinander
  • Austauschforum für Themen rund um Intersektionalität, um sich gemeinsam Fach- und Hintergrundwissen anzueignen
  • Vernetzung mit Akteur*innen anderer diskriminierungskritischer Initiativen
  • durch vielfältige Aktionen öffentlich auf die Belange mehrfachdiskriminierter Personen aufmerksam machen
  • Erarbeitung und Veröffentlichung von Stellungnahmen zu aktuellen Problemlagen

Warum intersektional denken?

Über Diskriminierungen nicht zu schweigen, ist wichtig, wenn man die Lebenswelten der Menschen, mit denen man sich umgibt, verstehen will. Dabei muss man sich der Komplexität bewusst werden und anerkennen, dass eine Person gleichzeitig aufgrund mehrerer (teilweise fälschlicherweise) zugeschriebener Merkmale diskriminiert werden kann. Wenn versucht wird, mehrfachdiskriminierte Menschen in nur eine „Schublade“ einzuordnen, fühlt sich diese Person gegebenenfalls nicht als ganzes Individuum ernst und wichtig genommen, sondern auf nur ein Merkmal reduziert. (Die Reduzierung auf Schubladen ist generell wenig produktiv, identitätsraubend und schmerzhaft).

Es geht dabei also nicht darum, Menschen in Kategorien einzuordnen, sondern ihre Diskriminierungserfahrungen als Teil ihrer Lebenswelten zu begreifen.

Was bedeutet Intersektionalität?

Der Begriff Intersektionalität wird erstmals von Kimberlé Crenshaw in den 1980er Jahren im Kontext des Schwarzen Feminismus verwendet, um auf die besonderen Belange Schwarzer Frauen* im Diskriminierungsdiskurs und der diskriminierenden Praxis aufmerksam zu machen (Crenshaw, 2019). Sie beschreibt, wie Menschen, welche von mehr als einer Form der Diskriminierung betroffen sind, Nachteile erfahren, welche durch eine eindimensionale Analyse fester Kategorien – nur das Schwarzsein oder nur das Frausein -, nicht greifbar sind. Intersektionalität ist daher ein Analyseinstrument, um die Verschränkung mehrerer Diskriminierungsmerkmale und deren Wirkungen zu untersuchen. Bei der Betrachtung der Wechselwirkungen kristallisieren sich eigene Dynamiken heraus, welche durch ein reines Addieren der Diskriminierungsmerkmale nicht sichtbar würden (Crenshaw, 2019).

Max Czollek erweitert das gängige Verständnis des Begriffes Intersektionalität, indem er nicht nur auf die miteinander verschränkten Diskriminierungsformen verweist, sondern auch auf die Privilegien blickt, welche Handlungsräume erschließen lassen. Er spricht von einer komplexen Intersektionalität (Czollek, 2020: 163).

Wir möchten mit der Initiatiave intersektional deutsch unsere intersektionalen lebensweltlichen Erfahrungen reflektieren und diese in den Vordergrund stellen, um darauf aufmerksam zu machen, dass viele Menschen gleichzeitig von mehreren Diskriminierungsformen bedroht sein können und gleichzeitig mehreren Communities angehören können. Unter Intersektionalität verstehen wir die Gleichzeitigkeit und Verschränkung verschiedener Diskriminierungsformen, welche dadurch eigene Dynamiken entwickeln.

Literatur:

Crenshaw, Kimberlé (2019 / [1989]). Das Zusammenrücken von Race und Gender ins Zentrum rücken. Eine Schwarze feministische Kritik des Antidiskriminierungsdogmas, der feministischen Theorie und antirassistischer Politiken (1989). In N. A. Kelly (Hrsg.), Schwarzer Feminismus. Grundlagentexte (S. 145-186). Münster: Unrast.

Czollek, Max (2020). Gegenwartsbewältigung. München: Hanser.

Hasters, Alice (2020 / [2019]). Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten. 6. Auflage. München: hanserblau.