Wer ist eigentlich die Initiatorin dieser Initiative für Intersektionalität?
Mein Name ist Tina Banze. Ich wurde 1989 in der DDR als Schwarze Deutsche geboren und habe bis zu meinem Abitur in einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt gelebt. Anschließend studierte ich an der Uni Leipzig Romanistik. Nach meinem Master stellte ich auf dem Arbeitsmarkt fest, dass ein geisteswissenschaftliches Studium zwar Spaß, aber wenig Geld einbringt. Also beschloss ich, mich weiterzuqualifizieren und erlangte erst berufsbegleitend die BAMF-Zulassung zur Lehrkraft für Deutsch als Zweitsprache und studierte später Soziale Arbeit an einer Fernhochschule (Bachelor) und an der ASH Berlin (Master).

Ich war nach meinem Abitur selten lange an einem Ort, lebte in verschiedenen Ländern. In diesen stets sehr unterschiedlichen Seetings fand ich immer mehr zu mir und wurde mir der Tatsache bewusst, dass ich nirgendwo so richtig hinpasse. Ich war schon immer gezwungen, intersektional zu denken und zu handeln und stieß damit allzu oft an. Für eine deutsche Person mit Hochschulabschluss mag vieles möglich sein, aber wie sieht es aus, wenn es sich dabei um eine Frau im gebärfähigen Alter handelt?
Nun bin ich jedoch mehr als „nur“ eine Frau und laufe daher Gefahr, Diskriminierung aufgrund anderer persönlicher Merkmale zu erfahren. Ich bin
- Schwarz (light skinned)
- ostdeutsch
- Arbeiter*innenkind
- Muslima
- Konvertitin ohne familiären oder traditionellen Bezug zum Islam
- Kopftuchträgerin
- Mutter
- geschieden
- alleinerziehend
Ich sehe mich als muslimische Feministin und lehne Diskriminierungen ab, arbeite also auch daran, mir meiner eigenen Handlungen als Diskriminierende bewusst zu werden, denn ich besitze auch enorm viele Privilegien. Diese einzusetzen, um weniger privilegierten Menschen Partizipationsmöglichkeiten einzuräumen, ist mein Ziel, denn ich bin auch
- (prekär beschäftigte) Arbeitnehmerin und dadurch finanziell unabhängig von staatlichen Geldern
- alphabetisiert in der Sprache des Landes, in dem ich lebe
- Universitätsabsolventin
- kein Mensch, welcher in dieser Gesellschaft aufgrund physischer oder psychischer Normabweichungen behindert wird / als Mensch mit Behinderung problematisiert wird
- heterosexuell
- geschlechtlich in einer binären Kategorie verortet
- Genossenschaftsmitglied und damit unkündbare Nutzerin meiner Wohnung
- nicht obdachlos
- deutsch und damit privilegiert mit Blick auf die Vergabe von Visa und Reisefreiheiten
- deutsch und damit wahlberechtigt in dem Land, in dem ich lebe
- deutsch und damit Inhaberin vieler Rechte in Deutschland
- nicht bevormundet durch meine Familie
- Muttersprachlerin des Landes, in dem ich lebe
- freiwillig hier
- …
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